Warum ich jetzt mal für 3 Monate weg bin und was das alles mit Socken zu tun hat

04Mai2012

Anglophil war ich immer schon (hat vermutlich Anfang der 70er Jahre mit meiner glühenden Liebe zu den Beatles begonnen...), aber als ich 2005 auf einer Reise mit meiner lieben Freundin Pe zum ersten Mal im Leben nach Wales kam, war's sofort um mich geschehen – ich hab mich Hals über Kopf verliebt in dieses wunderschöne, wilde Land mit seinen dickköpfigen und überaus freundlichen Einwohnern (und damit meine ich nicht nur die Millionen von Schafen!).

 

Pe und ich sind damals u.a. auch in St Davids gelandet, der kleinsten „Stadt“ Großbritanniens (wer mehr wissen will: http://de.wikipedia.org/wiki/St_Davids ) und seither war ich jeden Jahr mindestens einmal dort – wann immer es die Finanzen erlaubten, auch zweimal jährlich. Inzwischen verbindet mich nicht nur eine tiefe Liebe zu Wales sondern auch eine enge Freundschaft mit Kila (unserer damaligen B&B-Wirtin). Sie hat das B&B zwar inzwischen aufgegeben, weil es für eine Person einfach zu viel Arbeit war, aber ihr Amber Cottage kann nun als Ferienhaus gebucht werden – übrigens sehr, sehr empfehlenswert!!!! http://www.stdavids.co.uk/selfcatering/ambercottage/

 

Ach ja, die Socken!

 

Im Sommer 2010 saßen Kila, unser gemeinsamer Freund Rob und ich nachts vor meinem Zelt und starrten in den unglaublichen Sternenhimmel über Pembrokeshire. Meine Zeit war fast rum, es war einer unserer letzten gemeinsamen Abende und wir hatten alle schon einen Kleinen im Tee als Kila plötzlich fragte, warum ich nicht einfach mal für ein Jahr nach St Davids kommen würde?!

 

Very funny indeed.

 

Aber in dieser Nacht hab ich zum ersten Mal über unbezahlten Urlaub nachgedacht und wie um alles in der Welt ich den wohl finanzieren könnte. Des Rätsels Lösung: mit Socken! Ich habe bisher gefühlte 1000 Paar Socken und Babyschühchen und Filzpantoffeln und noch so allerlei Kleinkram hergestellt und alles nach Wales geschickt, wo Kila es in ihrem Cottage ihren Gästen zum Verkauf angeboten hat. So ca £ 600 hab ich damit schon verdient und sie hat vielleicht gerade mal ein Viertel verkauft.

 

Der Plan ist, dass Rob und ich in meinen 3 Monaten einen kleinen Stand auf dem winzigen Wochenmarkt von St Davids haben werden (und hoffentlich auch noch in den umliegenden Käffern, schau'n wir mal). Außer meinem Strickzeug wollen wir noch das eine oder andere „Kunsthandwerk“ verkaufen, dass allerdings erst noch hergestellt werden muss.Vermutlich wird’s bei den Socken bleiben – aber das wäre auch okay. Ich denke mal, wenn ich auch nur die Hälfte von meinem Krempel verkaufe, habe ich absolut keine Finanzierungs-Probleme – und die Briten sind verrückt nach handgestrickten Socken! Seltsam, was? Bevor die Idee mit dem Verkauf geboren war, habe ich Kilas Freundeskreis ziemlich freizügig mit den Dingern versorgt und war der Liebling des Dorfes! Alle sind immer ganz stolz auf ihre „Nina's socks"! – Aren't they just beautiful? Amazing! And so hard-wearing! I've got mine 3 years ago and they still look brand new! Tja, deutsche Qualitätsarbeit eben. Allerdings werde ich sie auf den Märkten als „walisisches“ Produkt anbieten; die Touristen sind ganz wild auf „originale“ Souvenirs. Können sie haben. Kila hat ihren Gästen immer erzählt, dass sogar die Wolle von walisischen Schafen stammt!!! Unser Label heißt „Pieces of Pembrokeshire“ (P. ist die Grafschaft, in der St D liegt) und eigentlich wollten Kila und Rob auch ein paar „Stücke aus Pembrokeshire“ beisteuern – aber das hat zeitlich bislang nicht hingehauen, denn:

 

Kila macht im Moment (mit 56 Jahren!) eine Zusatz-Ausbildung zur Gartenbauerin. Mit ihrem Cottage allein kann sie ihren Lebensunterhalt nicht mehr bestreiten. Wenn sie Mitte Juni ihre Prüfung vor der in UK sehr renommierten Royal Horticultural Society (Königlicher Gartenbau Verband) besteht (und die Chancen stehen gut!) kann sie endlich ihre Preise anpassen und hoffentlich ein bisschen weniger arbeiten. Ich würde es ihr so sehr wünschen...

 

Rob ist seit Ende April „Rentner“. Naja, wenn man das so sagen kann, denn der Junge ist erst 53! Er hat in Liverpool beim Oceanographic Institute gearbeitet – und als man ca. der Häfte der Beschäftigten über 50 angeboten hat, mit einer großzügigen Abfindung und beinahe ungekürzten Altersbezügen in den Ruhestand zu gehen, hat er natürlich nicht gezögert. Ein kleines Cottage in Trefin (einem Nachbardorf von St D) hat er schon vor ein paar Jahren gekauft und seither jedes Wochenende in Pembs verbracht (was für eine Gurkerei - pro Fahrt ca 5 Std!!) - aber jetzt hat er sein Haus in Liverpool verkauft und ist ganz nach Wales gezogen. Nicht nur der schönen Landschaft wegen, übrigens. Er ist unsterblich in Kila verliebt – aber die lässt sich bitten, obwohl die beiden perfekt zueinander passen. Meine geheime Mission in diesem Sommer ist jedenfalls, Kila davon zu überzeugen, dass Rob der Richtige für sie ist! (Und das ist er!)

 

  Kila, Rob und ich letztes Jahr vor'm Zelt

 

Jetzt erklärt sich vielleicht auch, warum ich nicht wirklich weiß, was denn nun genau auf mich zukommen wird in den nächsten Monaten: Ich werde mein Zeugs verkaufen, das ist soweit klar. Und ich werde versuchen, Kila bei ihren gardening jobs zu unterstützen (hab zwar absolut null Ahnung vom Gärtnern, aber man ist ja lernfähig!) und ihr beim allsamstäglichen Putzen ihres Ferienhauses helfen (so sie denn Gäste haben wird, die Saison lässt sich ziemlich mies an bislang).

 

Rob erwägt, ein weiteres kleines Cottage zu kaufen, das er zu einem B&B umbauen will. Er hat auch schon ein paar properties im Auge, die werden wir uns gemeinsam anschauen und – falls eines davon in Frage kommt – herrichten werden. Aber nix genaues weiß man halt nicht - und das ist vielleicht auch besser so.

 

Soooooo – für viele von euch war das jetzt alles nix Neues, aber auch die anderen sollten ja wissen, von wem ich hier so spreche...