Nyth-y-dryw

16Mai2012

Also ich muss schon sagen: das ist der arbeitsamste Urlaub, den ich in meinem Leben bislang hatte. Aber ich hab's ja nicht anders gewollt, gelle? 😉

 

Gestern Vormittag haben wir drei das Haus besichtigt, auf das Rob so scharf ist. Die Inhaberin ist eine seeeeeehr alte, stocktaube Lady, die vor über einem Jahr in eine kleinere Wohnung gezogen ist, weil sie's allein einfach nicht mehr gestemmt hat. Sie sah aus wie 100, ist aber erst läppische 96. Herumgeführt hat uns ihre Tochter Jill, eine sehr symphatische Frau mit einem bemerkenswerten Erscheinungsbild: Von ihrem Pferdegebiss abgesehen (man rechnete wirklich ständig damit, dass sie jeden Moment fröhlich loswiehern würde), war sie nämlich ziemlich genau ebenso breit wie sie groß war. Naja, groß.... Sie reichte Rob schätzungsweise bis zum Bauchnabel und es war ein überaus erheiternder Anblick, wie Jill sich bei jedem Satz auf die Zehenspitzen stellte und Rob sich höflich zu ihr hinunterbeugte, damit sie nicht so schreien musste. Die alte Lady Mum saß die ganze Zeit mit einer unfassbar riesigen und unfassbar hässlichen Handtasche (naja, eher so 'ne Art Übersee-Container) auf dem Schoß auf einem eigens mitgebrachten Klappstuhl in der Küche und erkundigte sich pausenlos bei ihrer Tochter: „What did he say, love? What did he just say? Jill? Jiii-ill!!! - JIIIIIIILL!!!????“

 

Das Irritierende daran war, dass sie auch wissen wollte, was Rob gesagt hatte, wenn wir gar nicht im selben Raum waren wie sie (wie gesagt, sie rührte sich nicht vom Fleck). Jills Antwort war immer dieselbe, gebrüllt in Kasernenhoflautstärke: „I'm with you in a minute, Mum. Just a MINUTE, Mum!“ - Ihr glaubt das sicher nicht, aber ich SCHWÖRE, dass sich dieser Dialog mindestens 50x genau so abgespielt hat während der geschätzen halben Stunde, die wir dort verbracht haben.

 

Der langen Rede kurzer Sinn: Das Cottage ist purrrrrr-fect für Robs Zwecke. Von innen ist es zwar grottenhässlich „decorated“, mit einer artenreichen Auswahl der unsäglichsten aller Teppichböden ausgestattet (sogar im Bad liegt Teppichboden, aber das ist hierzulande nicht unüblich, igitt!) und die Tapeten stammen aus der Zeit vor dem 1. Weltkrieg. Oder jedenfalls beinah. Oder vermutlich eher nicht, weil es erst vor 50 Jahren erbaut wurde. Stupid me!

 

Jedenfalls hat es einen prima Schnitt, verfügt über 2 Gärten und über einen Anbau, der früher mal als Kuhstall gedient hat. Okay, der Anbau muss von Grund auf renoviert werden, aber Rob hat ja Zeit. Erwähnte ich möglicherweise bereits, dass er mit knapp über 50 bereits „Rentner“ ist?!?!

 

Rob hat jedenfalls unmittelbar nach der Besichtigung ein Gebot abgegeben. Das liegt zwar deutlich unter dem gewünschten Preis, aber es ist halt wirklich jede Menge zu renovieren und zu modernisieren. Zwei Stunden nach Angebotsabgabe im zuständigen Maklerbüro in Fishguard erhielt er einen Anruf vom Makler, dass nun der Familienrat zusammentreten würde. Und es sei ein GROSSE Familie. Ah well.

 

Stand der Dinge im Monet (im Monet? Nee, eher im Moment!) ist, dass es sich morgen (Mittwoch) entscheiden wird. Die Lady (bzw. die Familie) will 5.000 Pfund mehr, als Rob zu zahlen bereit ist, aber wir alle sind davon überzeugt, dass die family nachgeben wird. Das Haus ist seit über einem Jahr auf dem Markt und es wäre komplett bescheuert, wenn die Familie nicht akzeptieren würde, zumal Rob in bar bezahlen könnte.

 

Anyway. Fingers crossed! Daumen drücken!!

 

Rob und ich (Kila musste leider arbeiten, sie hat sich gerade mal für die Besichtigung 'freischaufeln' können... ööhmmm.... dazu später mehr) haben gestern gefühlte 37 Einrichtungshäuser in Pembrokeshire und dem befreundeten Ausland besucht, um nach einer möglichst preiswerten, aber dennoch einigermaßen hochwertigen Küche Ausschau zu halten.

 

Gefunden haben wir in keinem der beiden (!) Möbelläden irgendetwas Brauchbares, aber immerhin hat Rob jetzt einen groben Überblick und ich denke mal, dass ich persönlich fürderhin darauf verzichten werde, mit ihm gemeinsam Möbelhäuser zu besuchen. Seit gestern kann ich verstehen, wie es sich für Männer anfühlen muss, mit einer Frau 'shoppen' zu gehen. Es ist sehr, sehr anstrengend... quite tiresome indeed. Er hat mich irgendwann am frühen Abend wieder in St D abgesetzt und ist zum ersten Mal seit einer Woche über Nacht in Trefin geblieben.

 

Gestern abend wollte ich eigentlich ein bisschen bloggen (und Kila wollte endlich ihre 'admins' erledigen, d.h. vielleicht doch mal ihre geschäftlichen emails checken, ein paar Rechnungen bezahlen etc.), aber dazu ist es dann doch nicht gekommen. Jeremy schaute spontan vorbei und wenn Jeremy spontan vorbeischaut, dann.... nun ja. Sagen wir mal so: Mein Kater war nicht sooooo schlimm heute Morgen. Ob Jeremy es überlebt hat, wissen wir noch nicht. Er hat sich mit schätzungsweise 29,7 Promille hinters Steuer gesetzt, wird aber nicht weit gekommen sein mit seinem Auto, weil wir ihm die Schlüssel abgenommen und erst wieder heute Morgen ins Zündschloss gesteckt haben. (Nicht wundern: St D ist ein Dorf, und AC (Amber Cottage) ist am aller-aller-äußersten Ende. Kein vernünftiger Mensch käme auf die Idee, hier sein AUto abzuschließen.)

 

Jeremys Auto steht jedenfalls immer noch vor der Tür und falls J es zu Fuß nach Hause geschafft haben sollte, war er gestern Nacht weit nüchterner als angenommen. Ich bin ein einziges Mal zu Fuß von ihm nach St D marschiert und das hat mal eben anderthalb Stunden gedauert. Nüchtern, wohlgemerkt. Und bei Tageslicht!

 

Ach ja: Nyth-y-dryw wird ungefähr so ausgesprochen: Niss-i-driu; Übersetzt: Das Nest des Zaunkönigs. Lieblich, was?