Von Sonnenschein (!) und Gartenzwergen

20Juni2012

Man sollte es nicht für möglich halten: Seit drei Tagen ist hier sowas ähnliches wie SOMMER! Huch?! 😮

Erst sind wir ziemlich erschrocken, als plötzlich am Montag so'n eigentümliches, gelbes Ding am Himmel auftauchte (kreisrund und verdammt groß, ich weiß nicht, ob jemand von euch sowas in der letzten Zeit mal gesehen hat??) und auch noch höchst ungewöhliche Strahlungen absonderte; fast sowas ähnliches wie Wärme. Wir haben ganz schnell die Tür wieder geschlossen und uns vor den Kamin gehockt, um ganz in Ruhe und ohne nennenswerte Panik das Ende dieses außergewöhnlichen Naturschauspiels abzuwarten. Nach über einer Stunde hat sich Rob schließlich getraut und noch mal ganz vorsichtig ein paar Schritte nach draußen gewagt. Als er nach wenigen Minuten wiederkam, war er nicht klitschnass und völlig durchweicht, wie sonst immer, sondern – haltet euch fest: absolut trocken! Ich wollte nun auch nicht länger als deutsche Memme dastehen und hab's ihm nachgetan (natürlich war ich nicht so doof, es ohne meinen dicken Pulli und die obligatorische Regenjacke zu versuchen!). Wir haben es sogar gewagt, uns mehr als 20 Schritte vom Haus zu entfernen und stellten zu unserer übergroßen Freude fest: Das Meer ist noch da! (Man sah es so selten in letzter Zetit vor lauter tiefhängenden Wolken....) Und Winterpulli nebst Regenjacke erwiesen sich sehr schnell aus überflüssig - man kommt sich halb nackt vor im T-Shirt ohne was "drüber". 😉

Aber obwohl es in den letzten Tagen wirklich richtig schön war: umzogen bin ich immer noch nicht, denn die Wettervorsage war – ganz entgegen der Wirklichkeit – morgens stets sehr ernüchternd und drohte mit „high wind“ und „heavy rain showers“, und auf der campsite selbst war es auch entsprechend. Tom (ein Fischer, der in Trefin lebt, aber sein Boot im Hafen von Porthclais liegen hat und deshalb täglich über den Platz latscht, um zu seinem Boot zu gelangen), bestätigte das. Heute waren wir mal gucken: Meins ist immer och das einzige Zelt auf dem ganzen Feld... Och nööö, das muss ich nicht haben. Jedenfalls jetzt noch nicht, denn bei einem Wetterchen wie diesem können wir endlich was in Robs Garten machen. Jedenfalls einer von uns ist gerade fleißig: Rob buddelt eingeschmodderte Schieferplatten aus und will mir diese Drecksarbeit nicht zumuten. Bless him! 😇 Ich sitze also im Moment wie eine Diva im Garten unterm Sonnenschorm (!!!!!!) und genieße eine Ingwer-Zitronengras-Limonade. So kann's von mir aus gerne weitergehen.

 

Die letzten beiden Tagen allerdings hatten wir beide frei, ganz einfach so! Ha! Am Montag haben wir Kila zu einem kleinen walk abgeholt (sie hat sich übrigens wieder beruhigt und scheint ganz die Alte, allerdings sehen wir sie so selten, dass man sich nicht so ganz sicher sein kann....) und hatten ein Picknick an einer meiner Lieblingsplätze auf dem Coast Path. Ach was war das schöööööön!!!

near St Justinians White Sands Bay near St Justinians

 

Natürlich hat sich die Sonne verabschiedet, kaum dass wir wieder zu Hause waren, aber abend war's dann auch wieder sehr gemütlich vor dem Kaminfeuer und mit weiteren Folgen von „Father Ted“.

Gestern war ein RICHTIG toller Sommertag und wir (R & ich, Kila musste lernen, ihre Prüfung ist am kommenden Dienstag) haben einen Tagesausflug gemacht. Unser Zel war die wunder- wunderschöne Barfundle Bay – zwischendurch haben wir immer mal in kleinen Käffern und größeren Orten (u.a. auch in Pembroke, dem Städtchen, dem die Grafschaft ihren Namen verdankt) angehalten und haben uns umgeschaut, kleine Stückchen der Küste erkundet (unter anderem den kleinsten Hafen Großbritanniens, der tatsächlich über Hunderte von Jahren von Booten benutzt worden ist, die Schiefer und Sandstein aus Pembrokeshire verschifft haben. Verglichen mit diesem Miniatur-Hafen ist "mein" Porthclais ein ein Riesending!

Britain's kleinster Hafen

Die Wanderung über die steilen Klippen rund um Barfundle Bay war einfach atemberaubend.

Barafundle Bay Barafundle Bay Barafundle Bay: seabirds brüten! ... hier nochmal in groß! Barafundle Bay Barafundle Bay 

Wuppertal ist ja nun nicht gerade eine Weltstadt und unsere Geräuschkulisse ist mit der von, sagen wir mal.. New York natürlich nicht zu vergleichen, aber ich kann diese absolute Ruhe und Stille hier manchmal immer noch nicht so ganz fassen. Nur der Wind und die Wellen und das liebliche Gezwitscher der Möwen.... . Außer uns war kaum ein Mensch auf dem Path – das mistige Wetter hat dafür gesorgt, dass immer noch kaum Touristen hier sind. - Für die einheimische Wirtschaft ist das übrigens eine Katastrophe, die Menschen hier leben entweder von der Landwirtschaft oder vom Tourismus, und beiden Wirtschaftszweigen hat dieses Jahr bislang nur Nachteile gebracht. Viele B&Bs mussten schließen, die pubs sind menschenleer, die Kioskbesitzer und die Ice-cream-Wagen an den Stränden machen erst gar nicht auf... alles ziemlich schlimm.



Anyway. Auf dem Weg zurück nach Trefin haben wir (wie eigentlich fast immer) am örtlichen... öh... wie nennt man das auf Deutsch noch gleich... Werthof oder so? Wertstoffsammelstelle? Ich weiß es grad echt nicht. Hier heißt es „tip“ und ist immer einen Abstecher wert, weil die beiden Betreiber, Neville und Pete, die besten Stücke unter der Hand verkaufen und sich so (illegalerweise, pssssst... nicht petzen bitte!) ein kleines Zubrot verdienen. Kilas halbe Einrichtung im D/R besteht aus Möbeln vom tip, die sie wieder aufbereitet hat und überhaupt ist es hier eine Art Volkssport, alles Mögliche wiederzuverwenden. Nicht umsonst sind die vielen charity shops hierzulande so überaus beliebt (Juschi, die wären was für dich! Ganzjähriger Indoor-Flohmarkt, sozusagen! Ein Paradies für Sachensucher!!). So – und gestern gab's ein neues Badezimmer-Regal für Rob und: 4 Gartenzwerge!!! Sehr, sehr ramponierte und grottenhässliche Gartenezwerge (gnomes), die uns Neville sogar geschenkt hat. 

The Gnomes

Und ebendiese Gartenzwerge haben und gestern einen ausgesprochen vergnüglichen Abend bereitet...!! Was an Gartenzwergen so spaßig sein kann? Das werdet ihr schon noch erfahren. Demnächst. Allerdings könnte es sein, dass ich für den entsprechenden Blog-Eintrag eine Art Jugendschutzbestimmung aussprechen muss. Unsere Pläne sind nämlich nicht so ganz kindgerecht... 😎🤐



Heute mussten wir noch mal nach Haverfordwest, um ein paar Sachen für unser gnome-Projekt besorgen und eine neue Schubkarre für Rob. Die alte hat's zerbaselt bei der letzten Steine-Bewegungs-Aktion und da noch viiiiiiel mehr Steine (Betonblöcke, um genauer zu sein, davor graut mir jetzt schon – die Dinger sind tonnenschwer und ich hab ein ein klein bisschen Angst um meine Zehen) bewegt werden wollen, brauchte er eine richtig gute. Und noch ein paar MDF-Platten. Und Schrauben. Und noch ne Säge. Und Super-Kleber. Und noch zwei Schraubendreher (ich hab gerade mal gezählt: er besitzt jetzt 41!!!). Und Mörtel. Und Fliesenkleber. Und ne Werkbank (nicht, dass er nicht schon 2 hätte, aber man kann ja nie wissen – und das neue Haus will ja auch bestückt sein!). Ach ja, und einen Kühlschrank. Und nein, ich übertreibe keineswegs! Der Mann könnte einen Werkzeug- und Baustoff-Großhandel eröffnen, und noch hat das Projekt Nyth-y-Dryw ja nich gar nicht richtig begonnen.



Ach ja, und dann hatte ICH noch ein Shopping-Erlebnis der etwas anderen Art. Wir waren heute nämlich nicht nur im Kunstbedarf- und Baustoffhandel, sondern auch beim ALDI, und beim LIDL. Das war vielleicht seltsam...! Die Läden sehen genauso aus wie bei uns (bisschen moderner vielleicht), aber es gibt doch tatsächlich keine deutschen Produkte zu kaufen, ist denn das die possibility!?



Sonst ist nichts Aufregendes passiert in den letzten paar Tagen. Dass aber endlich die Sonne scheint, ist mir erstmal Aufregung genug, offen gestanden.



Ansonsten harren wir mit wenig Begeisterung der Ankunft von Little Fat John (noch 6 Tage Gnadenfrist...), aber dazu später mehr.



Ich wünsch euch Zurückgebliebenen (öh, Daheimgeblieben meine ich natürlich), dass es endlich auch zu Hause wieder schöner wird – und den Urlaubern unter euch noch eine schöne Zeit, wo auch immer ihr euch gerade rumtreibt.



Bis die Tage, Ihr Lieben! Cheers!