Lemsip

27Juni2012

Was ist quittegelb, schmeckt gar grauenhaft nach künstlicher Zitrone und soll (so steht es jedenfalls auf der Packung) auf einen Streich sämtliche Erkältungssymptome hinfortzaubern? Richtig. Lemsip. So ne Art britisches Wick MediNite. Und jetzt ratet mal, wovon Rob und ich uns seit ein paar Tagen überwiegend ernährt haben? Wieder richtig. Von Lemsip. Inzwischen geht’s mir wieder besser und auch Rob wähnte sich wieder so halbwegs gesundet, aber gerade eben hat er sich mit einem neuerlichen Fiebersschub wieder ins Bett verkrümelt und wird dort vermutlich auch den Rest des Tages verbringen. Nicht, dass er dadurch irgendwas verpassen würde...

 

Ich sitze vor dem bullernden Kamin und eigentlich ist es ziemlich gemütlich – allerdings habe ich gerade so eine Art Déja- Vu, denn an einem Nachmittag im Dezember letzten Jahres hatte ich genau den selben Fleece-Pulli an wie gerade jetzt, saß in ebendiesem Sessel und wärmte mich an einer Tasse Tee – aber wie gesagt: das war im Dezember, nachdem wir gerade von einer wunderschönen Wanderung im Sonnenschein (!!) zurückgekehrt waren und Pläne schmiedeten für den Sommer. Also für genau JETZT! Und anders als im Moment konnte man damals sogar die Häuser auf der anderen Straßenseite erkennen, während sie jetzt nur schemenhaft zu erahnen sind, so undurchdringlich ist der Nebel. Ein richtig schöner Novembertag ist das heute...

 

Viel Aufregendes ist nicht passiert in den letzten Tagen (abgesehen von ein paar wilden Fieber-Träumen), aber immerhin sind unsere Gnomes inzwischen vollendet und haben gestern auch ihren Bestimmungsort – Kilas Gartenteich - erreicht. So, und jetzt erzähl ich euch mal, was es mit ihnen auf sich hat.

 

Vor ein paar Wochen waren Rob und ich ja in einem riesengroßen Gartencenter, wo wir diese potthässlichen Gartenzwerge gesichtet haben (ich glaub, ich hab damals sogar ein Foto gepostet) und bei einem unserer seltenen Treffen mit Kila (die zu dieser Zeit fleißig für ihre Prüfung lernte und sich entsprechend rar machte) haben wir das Thema „Gartenzwerge“ ausführlichst erörtert. Ob es denn in Deutschland auch solche grauenhaften gnomes gäbe, wollte Kila wissen. Ja, gäbe es, und meines Wissens sei Deutschland sogar das Ursprungsland der weltweiten Gartenzwerg-Population. Ob es denn tatsächlich in D Leute gäbe, die sich solche Dinger in den Garten stellen? Und wie man denn nur auf die absurde Idee kommen könnte, dergleichen zu tun?! Die seien ja sowas von geschmacklos uind hässlich und überhaupt sei die ganze gnomerei nicht wirklich politisch korrekt, denn wo bitteschön bliebe denn die Gleichberechtigung, da es nur männliche Zwerge und keine Zwerginnen gäbe, und dann seien es ja noch nicht mal richtig männliche Zwerge, weil ihnen ja ganz offensichtlich eine entscheidende Kleinigkeit fehle (sie hat sich richtig in Rage geredet!) und niemals nicht käme ihr so eine Missgeburt in ihren Garten, es sei denn, es handele sich entweder um ein politisch korrektes Zwergenmädel oder aber um einen ordnungsgemäß ausgestatten Zwergenmann mit einem ordentlichen „willie“, wobei die Größe übrigens keine Rolle spiele, es ginge einfach nur ums Prinzip! Ende der Diskussion. (Übrigens haben weder Rob noch ich sie jemals dazu aufgefordert, sich gnomes anzuschaffen und in den Garten zu stellen, aber es war ihr wohl wichtig, das ein für alle Mal klarzustellen! Manchmal ist sie … a bit peculiar indeed, die Guteste.)

 

Tja, und als wir wenige Tage später auf diese grauseligen Betonzwerge stießen, hatten wir beide exakt dieselbe Vision...

 

In Robs unerschöpflichem Werkzeugschuppen fand sich noch ein Rest Dichtungsmasse und wir verbrachten einen feuchtfröhlichen Abend damit, Übungs-willies zu kneten. Als wir den Dreh raushatten (es war übrigens ein Schauspiel allererster Güte, Rob dabei zu beobachten, wie er hingebungsvoll zwischen seinen Fingern kleine Eierchen rollte, und auch ansonsten zeigte er sich recht detailverliebt!), ging die Dichtungsmasse zur Neige und wir mussten bis zum nächsten Tag warten, bis wir in Haverfordwest Nachschub besorgen konnten.

  Unsere ersten... ... Mini- ... und ein lebendiger Gartenzwerg!

 

Und Acrylfarbe, denn selbstverständlich sollte alles möglichst natürlich aussehen.

Hier noch mal die Originale Rob... .. und icke bei der Arbeit Und hier die finale Version! Toll, woll?

Na, jedenfalls hatten wir einen Heidenspaß mit unseren kleinen Freunden und als wir tags drauf wieder einmal in einem Baumarkt landeten (Rob brauchte dringend einen ganz bestimmten Drehmomentschlüssel, ohne den sein weiteres Leben einfach nicht mehr lebenswert gewesen wäre), wurden wir wie magisch von der Gartenabteilung und den dortselbst zum Kauf angebotenen gnomes angezogen. Als unser Blick auf einen rotbemützten Kameraden fiel, der eine leere Schubkarre vor sich her schob, formte sich erneut in unser beider Hirnen ein und dieselbe Vision...

Gut, wenn zwerg eine Karre hat...

 

Ich darf übrigens noch erwähnen, dass Kila beinahe an einem Lachanfall verstorben wäre, als sie die PorGnomes, wie wir sie inzwischen getauft habe, gestern in ihrem Garten vorfand – allerdings steht zu befürchten, dass sie im Schuppen verschwinden werden, sobald neue Gäste auftauchen. Schade eigentlich...

Der Zwerglein neue Heimat!

 

Ach ja, Kila hatte gestern ihr Examen und es ist ganz gut gelaufen, denkt sie. Allerdings wird es noch ein paar Wochen dauern, bis sie ihr Ergebnis bekommt – aber immerhin ist jetzt Schluss mit der Paukerei und vielleicht sieht man sich ja ab sofort endlich mal öfter. Wir haben schon tolle Pläne geschmiedet für die nächsten Wochen. Eine Abenteuer-Wanderung im Nebel – wer stürzt zuerst von den Klippen? Eine lustige Schlammschlacht vor den Toren der Cathedral! Ein Bad im Meer ohne Neopren-Anzug – wer trägt die hübschesten Frostbeulen davon? Ah, all the things you can do in the summer...! Mal ganz abgesehen vom spannenden „Wer-rotzt-die-meisten-Taschentücher-pro-Stunde-voll“-Wettbewerb - aber den hat Rob schon jetzt glasklar gewonnen, auch wenn ich ihm ziemlich dicht auf den Fersen bin!

 

Hoffentlich geht es ihm bald deutlich besser, denn am Montag ist es endlich soweit: er erhält die Schlüssel für sein neues Nest! Und dann können wir loslegen mit dem Teppich-Rausreißen etc. - vorausgesetzt natürlich, das Wetter spielt mit und es bleibt so grottenschlecht. Falls es nämlich schöner werden sollte in der nächsten Woche (von den nächsten Tagen rede ich gar nicht erst) drohen so laaaaangweile Dinge wie ein weiterer Ausflug auf die Puffin-Insel (wo inzwischen sogar Puffins gesichtet worden sein sollen!) oder ein „wet & wild“- trip in einem der kleinen, aber sauschnellen RIBs (High-Tech-Schlauchboote, seeeeehr cool!) oder eine Wanderung hinauf auf den hiesigen Haus-Berg (naja, Hügel trifft es eher) Carn Llidi, von wo man eine atemberaubende Aussicht hat, oder ich könnte meinen Geburtstags-Gutschein einlösen und in Ians kleine Zweisitzer-Cessna klettern, um zu meinem acrobatic flight abzuheben... oder... oder...

 

Aber vermutlich wird es auf die Teppiche hinauslaufen. Ist mal was ganz anderes als Spaliere oder Badezimmer zu streichen, über mangelnde Abwechslung kann ich mich also keinesfalls beklagen.

 

So, und nun muss ich hinaus in den Nebel, um mich mit neuen Holzscheiten einzudecken, denn sonst geht noch das Kaminfeuer aus und ich muss bitterlich erfrieren...

 

Ich hoffe, euch geht's allen gut und wünsche euch noch einen schönen Tag!

Zwinkernd